Fragen spielen in einem Gespräch eine wesentliche Rolle, denn: Wer fragt, der fĂĽhrt. Sie als Schulleiter und FĂĽhÂrungskraft sind also derjenige, der die Fragen stellt. Was es mit der Kunst zu fragen auf sich hat, erfahren Sie im folgenden Beitrag.
In verschiedenen Phasen eines GeÂsprächs fĂĽhren unterschiedliche Fragentypen zu Ergebnissen. Setzen Sie sie passgenau ein.
Mit einer Fragen-Dramaturgie zielgerichtet vorangehen
Setzen Sie die verschiedenen Fragetypen im Sinn einer Trichterung ein: Stellen Sie zu Beginn des Gesprächs vermehrt offene und allgemeine, dann spezielle und geschlossene Fragen. Dies verhilft Ihnen anfangs zu einer breiten InformaÂtionsbasis und gibt Ihrem GesprächsÂpartner Raum, seine Sicht darzustellen. Im Verlauf des Gesprächs kommen Sie mithilfe dieser Dramaturgie zielgerichÂtet zu einem Ergebnis.
Mit offenen Fragen die BeziehungsÂtĂĽren öffnen
Fallen Sie nicht sofort mit der TĂĽr ins Haus: Steigen Sie mit einer deutlichen Anfangsphase in ein Gespräch ein, in der Sie Ihren Gesprächspartner begrĂĽÂĂźen und – sofern Sie das Gespräch iniÂtiiert haben – kurz den Anlass und das Ziel des Gesprächs skizzieren. SchlieÂĂźen Sie an diese Phase offene Fragen an oder fordern Sie zum Erzählen auf, was einer Frage gleichkommt: „Die Lehrerin Ihres Sohnes, Frau Meier, berichtet, dass Ihr Junge keine Hausaufgaben macht. Lassen Sie uns hören, wie dies aus Ihrer Perspektive aussieht.“
Wenn das Gespräch von Ihrem PartÂner initiiert wurde, stellen Sie Fragen wie: „Sie kommen wegen Ihrer Tochter Isabell. Lassen Sie hören, wo der Schuh drĂĽckt.“
Wenn Sie den Anlass kennen, aber den Sachverhalt aus dem Mund des GeÂsprächspartners hören wollen, fragen Sie z. B.: „Sie kommen wegen eines KonÂflikts mit dem Lehrer von Markus. WorÂum genau geht es?“
Eine offene Frage kann nicht mit „Ja“ oder „Nein“ beantwortet werden, sondern fordert eine ausfĂĽhrliche AntÂwort.
Achtung! Wenn Ihr GesprächspartÂner Ihre Aufforderung zum Erzählen zu groĂźzĂĽgig interpretiert und zu ausÂfĂĽhrlich wird, fassen Sie zusammen und stellen anschlieĂźend InformationsfraÂgen oder geschlossene Fragen.
Mit Informationsfragen Details erfahren
Notieren Sie während der Erzählung des Gesprächspartners Stichpunkte, zu denen Sie Genaueres erfahren wolÂlen. Kommen Sie nach Beendigung der Schilderung darauf zurĂĽck: „Sie erÂwähnten, dass Marcel sich beim Lernen nicht so leichttue. Was genau ist damit gemeint?“ Setzen Sie InformationsfraÂgen ein, um Details zu erfragen. Sie beginnen mit einem „W“: „was“, „wie“, „wann“, „wo“, „“wer“ oder „wie viel“.
Mit geschlossenen Fragen zu Ergebnissen kommen
Je mehr sich Ihr Gespräch dem Ende nähert, umso präziser und konkreter mĂĽssen Ihre Fragen sein. Setzen Sie nun mehr geschlossene Fragen ein. Sie beginnen mit einem Verb oder eiÂnem Hilfsverb und ziehen ein „Ja“ oder „Nein“ nach sich, z. B.: „… sind Sie mit diesem Vorschlag einverstanden?“
Geschlossene Fragen brauchen Sie auch gegenĂĽber Nonstop-Rednern. UnÂterbrechen Sie nach einiger Zeit deren Redefluss und fragen Sie nach einem Detail oder nach dem Kern des AnlieÂgens. „Können wir festhalten, dass Sie kĂĽnftig die Hausaufgaben Ihres Kindes täglich kontrollieren werden?“
Mit Fragen zur Problemlösung anregen
Lösungen werden von einem GeÂsprächspartner umso mehr akzeptiert, als sie selbst an der Lösungsfindung beÂteiligt sind. Halten Sie sich deshalb mit Ihren eigenen Vorstellungen zurĂĽck. Fordern Sie vielmehr Ihren GesprächsÂpartner durch lösungsorientierte Fragen dazu auf, eigene Ideen zu entwickeln. Bekräftigen Sie diese Lösungsversuche, die Ihnen geeignet erscheinen, und beÂsprechen Sie anschlieĂźend, ob und wie sich diese konkret umsetzen lassen. ErÂgänzen Sie Vorschläge aus der pädagoÂgischen Expertensicht.
Mit einer Alternativfrage die Entscheidung herbeifĂĽhren
Mit einer Alternativfrage stellen Sie Ihren Gesprächspartner vor die Wahl zwischen 2 Möglichkeiten: „Es liegen 2 Lösungen vor uns. Bei der einen bleibt Ihre Tochter in der Klasse und erhält 2-mal pro Woche eine Stunde lang UnterstĂĽtzung durch eiÂnen Sonderpädagogen. Im anderen Fall tritt sie in die Förderschule ĂĽber und erÂhält dort eine umfassende Förderung.“
Mit einer Kontrollfrage sich rĂĽckversichern
ĂśberprĂĽfen Sie mit einer Kontrollfrage, ob Sie und Ihr Gesprächspartner noch miteinander ĂĽbereinstimmen, bevor Sie einen neuen Themenblock ansprechen oder das Gespräch endgĂĽltig abschlieÂĂźen: „Sind hierzu noch Fragen offen?“
Suggestivfragen vermeiden
„Meinen Sie nicht auch, dass …!“ „Es ist doch wohl unbestritten, dass …!“ Bei der Suggestivfrage versuchen Sie als FraÂgender, Ihren Gesprächspartner in IhÂrem Sinne zu beeinflussen. Typisch fĂĽr diesen Fragetyp sind Wörter wie „doch“, „wohl“, „auch“, „bestimmt“ oder „siÂcherlich“.
Auf provozierende Fragen verzichten
Mit der provozierenden Frage greifen Sie Ihren Gesprächspartner an. Sie sollÂten diese Fragen nur gezielt in AusnahÂmesituationen stellen. Bedenken Sie: Mit dieser Fragetechnik machen Sie sich keine Freunde!
Beispiel: „Ihnen ist es wohl überhaupt nicht wichtig, ob Ihr Sohn das Klassenziel erreicht?“
Auch Fragen zulassen
So wichtig es ist, der Fragende zu sein und das Gespräch zu lenken: Lassen Sie auch Fragen Ihres Gesprächspartners zu. So wollen Eltern von Ihnen wissen: „Welche Möglichkeiten hat mein Kind mit diesen Noten?“, oder Kollegen fraÂgen: „Wie sieht die rechtliche Situation aus?“
Fazit: Fragen sind wichtige Elemente in der Gesprächsführung. Doch dürfen Sie keinesfalls das Gefühl erwecken, Ihr Gesprächspartner werde ausgefragt.