Zeigen Sie Ihren Schülern Deeskalationsstrategien

Auf dem Pausenhof hat es wieder einmal geknallt: Ein Streit ist eskaliert und die Fäuste geflogen. Auch Schüler, die sich verbal nicht sicher ausdrücken können, müssen nicht zur Gewalt greifen. Bringen Sie Ihren Schülern bei, wie sie sich mit einfachen Strategien deeskalierend verhalten.

Wenn es auf dem Pausenhof kracht und ein Streit eskaliert ist, kommt es nicht selten zu Prügeleien mit Verletzten. Häufig sind Schüler betroffen, die sich verbal nicht wehren können. Helfen Sie diesen Kindern, sich deeskalierend zu verhalten, sodass Konflikte künftig nicht mehr eskalieren müssen.

Strategie 1: Beugen Sie Provokationen vor

Vermitteln Sie Ihren Schülern, dass es okay ist, verschiedener Meinung zu sein. Was allerdings nicht geht, ist, andere bewusst zu reizen. Üben Sie dies mit den Schülern in Rollenspielen ein.
Beispiel:

  • Okay: „Das sehe ich anders. Ich finde Fußball nicht so toll wie Eishockey.“
  • Nicht okay: „Was bist du denn für einer? Du findest Fußball toll? Du Langweiler!“

Strategie 2: Vermitteln Sie, wie man auf Provokationen reagiert

Trainieren Sie mit den Kindern, dass sie sich nicht provozieren lassen. Manche Schüler haben das Bedürfnis, alles richtigstellen zu müssen. Es erfordert eine Menge Übung, dies innerlich loslassen und ignorieren zu können. Dabei können Ihre Schüler von Sätzen profitieren, die sie sich selbst vorsprechen können, wie z. B.: „Das kann mir völlig egal sein. Ich weiß, dass das nicht stimmt, aber meine Energie spare ich mir für Wichtigeres auf.“

Strategie 3: Führen Sie ein STOPP-Signal ein

Bringen Sie Ihren Schülern in Rollenspielen bei, wie man sich verhält, um dem Gegenüber zu zeigen, dass dieses eine Grenze überschreitet. Dies kann z. B. durch den ausgestreckten Arm mit gespreizten Fingern oder durch ein deutliches Abwenden geschehen.

Strategie 4: Zeigen Sie Auswege auf

Erklären Sie Ihren Schülern, in welchen Situationen es Sinn macht zu flüchten. Sprechen Sie darüber, wie man sich Fluchtwege offen hält, indem man z. B. versucht, sich nicht in eine Nische oder Sackgasse drängen zu lassen.

Strategie 5: Klären Sie auf, wie man Alarm schlägt

Erklären Sie Ihren Schülern, wie wichtig es ist, andere zu alarmieren, wenn man angegriffen wird. Dies kann z. B. durch lautes Pfeifen oder Rufen geschehen. Thematisieren Sie in diesem Zusammenhang, wie wichtig es ist, das Wort „Hilfe“ nur zu verwenden, wenn es wirklich ernst ist.

Strategie 6: Bewahren Sie Ihre Schüler vor Mittäterschaft

Sprechen Sie mit den Jugendlichen darüber, dass es Wege gibt, sich nicht in einen eskalierenden Streit hineinziehen zu lassen. Dazu gehört eine Menge Mut: Wer sich gegen den Angreifer stellt, muss möglicherweise früher oder später auch einstecken. Doch allein durch die eigene Körpersprache kann man verhindern, zur Mittäterschaft aufgefordert zu werden. Reflektieren Sie mit den Jugendlichen z. B., dass diese Körpersprache in eskalierenden Situationen ungünstig ist:

  • neugierig
  • abwartend
  • anheizend.

Strategie 7: Zeigen Sie, wie Ihre Schüler dem Opfer helfen

Besprechen Sie mit den Jugendlichen, warum es sinnvoll ist, Hilfe zu holen. Sagen Sie ihnen, wie das am besten vonstattengeht. Als Beobachter sind doch Schüler meist damit überfordert, das Richtige zu tun. Aus Angst, selbst zum Opfer zu werden, trauen sie sich häufig nicht, die richtigen Schritte zu gehen. Üben Sie deshalb mit den Schülern konkret in Rollenspielen ein, wie sie sich am besten verhalten. Die folgende Schritt-für-Schritt-Anleitung kann Ihren Schülern dabei helfen.

Schritt 1: Verschaffe dir erst einen Überblick

Versuche, die Situation kurz einzuschätzen: Was passiert gerade? Wer ist beteiligt? Überlege, ob Handlungsbedarf besteht, weil jemand bedroht wird.

Schritt 2: Sieh nicht weg, sondern nimm all deinen Mut zusammen!

Mach dir bewusst: Es ist wichtig, dass du Hilfe holst, wenn eine Bedrohung gegeben ist. Wenn du es nicht tust, werden es andere sicher auch nicht tun. Wenn du das Opfer wärst, wärst du auch sehr froh, wenn jemand eingreift.

Schritt 3: Mache andere auf die Situation aufmerksam

Durch lautes Rufen oder Pfeifen kannst du auf die drohende Eskalation aufmerksam machen.

Schritt 4: Organisiere schnell Hilfe

Sieh dich um: Wen kannst du ansprechen und auf die Situation aufmerksam machen? Gibt es einen Erwachsenen oder älteren Schüler bzw. Streitschlichter, der helfen kann? Wo befindet sich die Pausenaufsicht?

Schritt 5: Setze einen Notruf ab

Im öffentlichen Raum ist es wichtig, den Notruf zu wählen: 112, um die Rettungsleitstelle zu erreichen, und 110 für die Polizei. Auf dem Pausenhof allerdings musst du dies nur symbolisch tun, indem du die Pausenaufsicht alarmierst.

Üben Sie dieses Verhalten ein

Sie können als Lehrkraft nicht voraussetzen, dass Ihre Schüler diese Strategien von zu Hause oder aus der Schule bereits kennen. In vielen Familien ist es tabu, über Gefühle zu sprechen und Konflikte zu reflektieren. Dies aber ist eine Grundvoraussetzung, um in Konfliktsituationen reflektiert handeln zu können. Machen Sie gewaltfreie Kommunikation zum Unterrichtsthema. Üben Sie mithilfe von Rollenspielen und auch sogenannten „Streitgeschichten“ die einzelnen Abläufe ein. So werden es Ihre Schüler im Ernstfall leichter haben, besonnen zu reagieren.

Fazit: Setzen Sie soziales Verhalten nicht voraus

Machen Sie bewusst zum Unterrichtsthema: „Streit muss nicht eskalieren.“ Wenn Sie mit Ihren Schülern diese Strategien trainieren, können diese möglicherweise die eine oder andere Eskalation vermeiden – auch wenn sie sich verbal (noch) nicht ausreichend wehren können.

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