In 7 Schritten ein professionelles ElterngesprĂ€ch fĂŒhren

Viele ElterngesprĂ€che ziehen sich sehr in die LĂ€nge, ohne am Ende zu einem wirklichen Ziel zu fĂŒhren. Eine strukturierte GesprĂ€chsfĂŒhrung ist nicht nur wichtig, um Ordnung in den Ablauf zu bekommen, sondern auch, um zielfĂŒhrend zu sein. Zudem sollte die AtmosphĂ€re fĂŒr Lehrer und Eltern angenehm und ungezwungen sein. Lesen Sie hier, welche 7 Schritte Sie bei der Vorbereitung und DurchfĂŒhrung bedenken sollten.

Gut vorbereitete ElterngesprÀche helfen Ihnen, diese bewusst zu steuern. So leiten Sie das GesprÀch zu einem Ergebnis, auf dem in Zukunft aufgebaut werden kann.

Schritt 1: BegrĂŒĂŸen Sie die Eltern zu Beginn des GesprĂ€ches richtig

SelbstverstĂ€ndlich beginnt jedes GesprĂ€ch mit einer Kontaktaufnahme. Beachten Sie, welchen Einfluss diese bereits auf den Verlauf des GesprĂ€chs haben kann. Vermitteln Sie den Eltern bereits bei der BegrĂŒĂŸung den Eindruck, dass Sie Interesse an einer positiven Entwicklung fĂŒr das Kind haben. Je nach Anlass des GesprĂ€chs haben vielleicht nicht nur Sie, sondern auch die Eltern ein mulmiges GefĂŒhl. Versuchen Sie, Lockerheit und Zuversicht auszustrahlen.

Holen Sie die Eltern persönlich am Eingang des SchulgebĂ€udes ab, und bedanken Sie sich, dass sie sich Zeit genommen haben. Beginnen Sie auf dem Weg in das Beratungszimmer, mit ihnen Small Talk ĂŒber allgemeine unverfĂ€ngliche Themen zu halten. Es mag banal klingen, doch das Wetter ist tatsĂ€chlich ein Aspekt, ĂŒber den man in der Regel schnell Konsens findet. So brechen Sie das Eis und tragen dazu bei, dass die Anspannung auf beiden Seiten ein wenig abfĂ€llt.

Schritt 2: KlÀren Sie den Anlass des ElterngesprÀchs

Sobald Sie gemeinsam im Elternsprechzimmer Platz genommen haben und alle gesprĂ€chsbereit sind, beginnen Sie damit, den Eltern den Grund fĂŒr das GesprĂ€ch zu erlĂ€utern.

Beispiele:

  • „Frau Peters, wir treffen uns heute, da ich Ihnen RĂŒckmeldung ĂŒber Lenas Lernentwicklung geben möchte.“
  • „Herr Sokolow, der Anlass unseres GesprĂ€chs ist, dass ich mit IhnenÂ ĂŒber Elenas Arbeitsverhalten sprechen möchte.“
  • „Herr Keser, in unserem GesprĂ€ch heute soll es darum gehen, wie wir Eren noch besser dabei unterstĂŒtzen können, sich an die Klassenregeln zu halten.“

Haben die Eltern Sie um das GesprĂ€ch gebeten, fassen Sie kurz zusammen, was Sie fĂŒr einen Anlass herausgehört haben. Wichtig: Fragen Sie Eltern immer vorab, weshalb sie ein GesprĂ€ch wĂŒnschen. FĂŒr Ihre Vorbereitung ist es unerlĂ€sslich zu wissen, was die Eltern auf dem Herzen haben.

Beispiel: „Herr Bauer, wenn ich das richtig herausgehört habe letzte Woche, möchten Sie mit mir darĂŒber sprechen, dass Julian sich in der Klasse momentan unwohl fĂŒhlt. Habe ich das richtig verstanden?“ Geben Sie den Eltern die Möglichkeit, dazu Feedback zu geben.

Vermeiden Sie Formulierungen, in denen VorwĂŒrfe oder Verallgemeinerungen stecken, wie z. B. „Sie möchten mit mir ĂŒber das schlechte Klima in der Klasse sprechen?“ Dies impliziert, dass Sie selbst das Klima als „schlecht“ bewerten und davon ausgehen, dass sich alle Kinder unwohl fĂŒhlen. Außerdem wird es bei einer weitlĂ€ufigen Formulierung fĂŒr Sie schwerer, zu einem Ergebnis zu kommen.

Deshalb ist es entscheidend, bereits beim KlĂ€ren des Anlasses auf eine konkrete Problemstellung zu achten. Stellen Sie dabei das Kind in den Fokus, nicht Ihre Methoden, Ihre Entscheidungen, die Klasse oder MitschĂŒler.

Schritt 3: Tauschen Sie Informationen mit den Eltern aus

In diesem Schritt geht es darum, Beobachtungen zum aktuellen Anlass auszutauschen. Beginnen Sie zu berichten, wenn die Initiative von Ihnen ausging. Formulieren Sie dabei ICH-Botschaften:

  • Benennen Sie Verhaltensweisen des SchĂŒlers, statt ihm Eigenschaften zuzuschreiben.
  • Betonen Sie, dass es sich um Ihre Perspektive handelt.
  • Schildern Sie, welche Effekte des Verhaltens Sie bei dem Kind wahrgenommen haben und welche Gedanken dies in Ihnen auslöst.

Beispiel:

  • „Auf mich wirkt es, als ob Eren den Unterricht gestern gestört hat, weil er sich nicht konzentrieren konnte.
  • Ich habe wahrgenommen, dass er Schwierigkeiten hatte, mit der Arbeit zu beginnen. Stattdessen hat er angefangen, die anderen SchĂŒler zu stören. Ich habe gesehen, wie Eren seinem Tischnachbarn das MĂ€ppchen weggenommen hat, was zu einem Streit fĂŒhrte.  
  • Ich habe in den letzten Wochen diesen Ablauf öfter beobachtet und mir notiert, wann genau dieses Verhalten aufgetreten ist. Meiner Beobachtung nach zeigt Eren dieses Verhalten kurz vor der großen Pause und kurz vor Schulschluss. Ich vermute, dass seine Konzentration zu diesem Zeitpunkt stark nachlĂ€sst. In den anderen Phasen schafft er es, sich gut zu konzentrieren, und arbeitet sehr gut mit.
  • Gestern habe ich Ihren Sohn gefragt, ob er selbst eine Idee hat, warum er sich nicht mehr konzentrieren konnte. Seine Antwort war, dass er sich schon so sehr auf die Pause freue. Er habe Hunger und wolle Fußball spielen.
  • Ich könnte mir vorstellen, dass die Spanne zwischen den Pausen fĂŒr Eren zum einen generell lang sein könnte, um die Konzentration aufrechtzuerhalten. Zum anderen sehe ich eine ErklĂ€rung darin, dass er vielleicht durch den Hunger abgelenkt wird. FrĂŒhstĂŒckt er nicht gern? Haben Sie zu Hause etwas Ähnliches beobachtet?“

Gehen Sie anders vor, wenn die Initiative von den Eltern ausging

Lassen Sie sie zunĂ€chst berichten, weshalb genau sie um das GesprĂ€ch gebeten haben. Schildern Sie einander anhand von konkreten Beispielen, welche Schwierigkeiten aufgetreten sind bzw. welche Fortschritte das Kind gemacht hat. Achten Sie dabei auf Regeln fĂŒr aktives Zuhören.

1. Achten Sie auf die GefĂŒhle des GesprĂ€chspartners. In manch scharfen oder vorwurfsvollen Formulierungen von Eltern stecken Ängste und Sorgen. Sie sind vielleicht mit der Situation ĂŒberfordert oder machen sich selbst VorwĂŒrfe.Shortcode

2. Spiegeln Sie Wahrgenommenes. Geben Sie RĂŒckmeldung darĂŒber, was Sie wahrnehmen. Beispiel: „Ich habe den Eindruck, dass Sie mit dieserm Situation unzufrieden sind.“

3. Vergewissern Sie sich, ob Ihr Eindruck stimmt und fragen Sie nach: „Ist das richtig?“ Machen Sie sich möglichst wĂ€hrend des Informationsaustausches Notizen. Achten Sie darauf, sich nicht hinter dem Notizblock zu verstecken, sondern immer wieder Blickkontakt aufzunehmen.

Schritt 4: Fassen Sie die wesentlichen Punkte des GesprÀches zusammen

Fassen Sie mĂŒndlich positive und negative Aspekte zusammen. Machen Sie sich dazu auch Notizen.

Ist der GesprĂ€chsanlass die RĂŒckmeldung zu einer positiven Lernentwicklung, betonen Sie diese guten Aspekte. Formulieren Sie, wo weiterer Entwicklungsbedarf besteht oder was der nĂ€chste Schritt in der Lernentwicklung ist. Auch im Fall eines KonfliktgesprĂ€chs ist es hilfreich, bewusst zu betonen, was sich Positives feststellen lĂ€sst. Ein SchĂŒler hat phasenweise Schwierigkeiten mit der Konzentration? Dann gibt es auch Phasen, in denen er sich gut konzentrieren kann. Diese Phasen gilt es auszubauen. Bringen Sie auf den Punkt, was sich verbessern sollte. Dadurch legen Sie den Fokus auf die Lösung, nicht auf das Problem.

Schritt 5: Sammeln Sie gemeinsam mit den Eltern Ideen

Überlegen Sie mit den Eltern gemeinsam, was getan werden kann, um eine positive Entwicklung anzubahnen bzw. zu stabilisieren: Welche Maßnahmen könnten dem SchĂŒler helfen? Was kann zu Hause, was in der Schule getan werden? In Erens Fall können die Interventionen sein: ein ausgiebigeres FrĂŒhstĂŒck am Morgen, ein extra Pausenbrot und ein kleinschrittigerer Wochenplan mit ausreichend Pausen zum Erholen oder sogar einer zusĂ€tzlichen Snackpause fĂŒr das Kind.

Schritt 6: Erstellen Sie einen Interventionsplan

Halten Sie genau fest, welche MaßnahmenÂ ĂŒber welchen Zeitraum hinweg ergriffen werden sollen: Was werden die Eltern konkret, z. B. in den nĂ€chsten 4 Wochen, tun? Was werden Sie in dieser Zeit im Unterricht versuchen? Wann treffen Sie sich wieder, um den Erfolg der Maßnahmen zu reflektieren? Besteht auf allen Seiten Konsens? Wenn nicht, was muss geĂ€ndert werden, damit alle mit dem Interventionsplan einverstanden sind?

Erens Eltern werden in den kommenden 4 Wochen darauf achten, dass ihr Kind morgens frĂŒhstĂŒckt. Sie werden ihm weitere Pausenbrote und Snacks fĂŒr Zwischendurch mitgeben. Bisher hatte der Junge seinen Eltern nicht gesagt, dass ihm ein Brot nicht reicht. Sie hatten beobachtet, dass er sein Taschengeld immer rasch ausgibt, ohne zu wissen, wofĂŒr. Die Eltern vermuten nun, dass er sich beim Pausenverkauf öfter etwas ZusĂ€tzliches kauft, da er noch Hunger hat.

Erens Lehrerin bietet dem Jungen öfter an, sich nach konzentrierten Arbeitsphasen in der Leseecke zu erholen. FĂŒr die Zeiten vor den Pausen bekommt Eren ĂŒberschaubare spielerische Aufgaben, um das Gelernte zu wiederholen. In 4 Wochen treffen sich Erens Eltern und seine Lehrerin, um zu besprechen, ob sich bereits eine VerĂ€nderung im Verhalten des Jungen feststellen lĂ€sst.

Schritt 7: Beenden Sie das GesprÀch aktiv

Am Ende ist es wichtig, auf den Anlass des GesprĂ€chs zurĂŒckzublicken und ResĂŒmee zu ziehen: Gibt es ein konkretes Ergebnis des GesprĂ€chs? Haben beide Seiten das GefĂŒhl, dass das GesprĂ€ch zielfĂŒhrend war? Weiß jeder, wie in den kommenden Wochen bzw. Monaten weiter verfahren wird? Sicherlich gibt es auch GesprĂ€che, bei denen Sie mit den Eltern letztendlich nicht in Einklang kommen.

Signalisieren Sie in diesem Fall, dass Sie zu einem anderen Zeitpunkt bereit sind, das GesprĂ€ch wiederaufzunehmen. Hilfreich kann sein, sich fĂŒr diese Zwischenzeit zumindest darauf zu verstĂ€ndigen, das Gesagte auf sich wirken zu lassen und ĂŒber LösungsansĂ€tze nachzudenken, bis man sich zu einer Fortsetzung des GesprĂ€chs trifft.

So vermeiden Sie Störfaktoren im ElterngesprÀch

Wenn es um ihr eigenes Kind geht, können Eltern wĂ€hrend eines ElterngesprĂ€chs angespannt sein – ganz besonders dann, wenn es um möglichen Förderbedarf geht. Auch Sie als Lehrer gehen in ein solches GesprĂ€ch anders, als wenn Sie nur Positives zu berichten haben. Vermeiden Sie typische Störfaktoren, um das GesprĂ€ch möglichst produktiv zu gestalten. Nutzen Sie diese Checkliste fĂŒr Ihre ElterngesprĂ€che. Nehmen Sie sich vor und nach jedem ElterngesprĂ€ch kurz Zeit, um Ihr GesprĂ€chsverhalten zu evaluieren. Lesen Sie sich dazu vor Beginn des GesprĂ€chs die zu vermeidenden Faktoren kurz durch. Im Anschluss an das ElterngesprĂ€ch können Sie prĂŒfen, welche Störfaktoren Sie bereits erfolgreich ausgeschaltet haben.

Fazit

Damit Ihnen auch schwierige ElterngesprĂ€che gelingen, sollten Sie Ihr GesprĂ€chsverhalten auf störende Faktoren untersuchen. Notieren Sie sich 3 Punkte, auf die Sie kĂŒnftig achten wollen, auf einer Karteikarte, und werfen Sie vor dem nĂ€chsten GesprĂ€ch einen Blick darauf.

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