
Um ein Vertrauensverhältnis aufzubauen, sollten Lehrkräfte möglichst viel über ihre Schüler mit Migrationshintergrund erfahren. Dabei ist es wichtig, in einem einfühlsamen Gespräch mit den Eltern und dem Kind Aspekte zu erkunden, die die persönliche Geschichte und Lebensrealität der Familie ausmachen. Offene, respektvolle Fragen und echtes Interesse sind entscheidend – dabei sollte das Gespräch in einer wertschätzenden und verständnisvollen Atmosphäre stattfinden.
Warum ist das wichtig?
Mit fundierten Kenntnissen über das Herkunftsland und die Zuwanderungsgeschichte eines Schülers können Lehrkräfte die Lebenssituation des Kindes besser nachvollziehen. Das hilft, eine empathische Haltung einzunehmen und dem Schüler das Gefühl zu geben, angenommen zu sein. Gleichzeitig ermöglicht dieses Wissen, individuell auf Bedürfnisse einzugehen, sei es bei der Sprachförderung oder im Umgang mit traumatischen Erfahrungen.
Eine empathische Haltung der Lehrkraft ist außerdem die Basis, um Mitschüler dazu anzuregen, Perspektivübernahme, Verständnis und Toleranz zu entwickeln. So entsteht ein inklusives Schulklima, in dem Vielfalt als Bereicherung erlebt wird.
Achtsamkeit vor Verallgemeinerungen und Vorurteilen
Lehrkräfte sollten vermeiden, aufgrund des Herkunftslandes oder anderer Merkmale voreilige Schlüsse zu ziehen. Jede Familie hat ihre eigene Geschichte, die nicht in vorgefertigte Schemata passt. Vertrauliche Informationen müssen stets respektvoll und sensibel behandelt werden.
Kommunikation mit Eltern von Flüchtlingskindern: Der Ton macht die Musik
Wenn Lehrkräfte mit den Eltern sprechen, sollten sie darauf achten, dass diese und ihr Kind sich wertgeschätzt und verstanden fühlen. Eine distanzierte oder gar interrogative Gesprächsführung, die ein „Verhör“ suggeriert, sollte vermieden werden. Stattdessen ist es wichtig, Interesse zu zeigen, das darauf abzielt, das Kind bestmöglich zu unterstützen und eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit der Familie aufzubauen.
Praktische Tipps für das Kennenlerngespräch
- Schaffen Sie eine angenehme Gesprächsatmosphäre: Ein lockeres Kennenlerngespräch bei einem Elternabend oder einem offenen Elternsprechtag bietet sich an.
- Sprachliche Unterstützung: Klären Sie vorab, ob ein Dolmetscher benötigt wird, um Missverständnisse zu vermeiden.
- Betonen Sie Ihre Absichten: Erläutern Sie, dass Ihre Fragen dazu dienen, die Familie besser zu verstehen und den Schüler individuell zu fördern.
- Verwenden Sie klare Sprache: Achten Sie darauf, dass sich niemand „verhört“ fühlt.
- Nehmen Sie sich Zeit: Ein vertrauensvoller Austausch braucht Raum und Geduld.
Beispiel-Fragen für ein Kennenlerngespräch
- Gibt es Besonderheiten in der bisherigen Schullaufbahn Ihres Kindes, die wir berücksichtigen sollten?
- Welche Sprache(n) spricht Ihr Kind zu Hause, und wie können wir es in der deutschen Sprache unterstützen?
- Gibt es Feste, Traditionen oder Bräuche, die Ihrer Familie wichtig sind und die wir in den Schulalltag integrieren könnten?
- Welche Erwartungen haben Sie an uns als Schule?
Fazit: Die individuelle Migrationsgeschichte spielt eine große Rolle
Die Migrationsgeschichte der Familie eines Schülers zu kennen, hilft Lehrkräften, das Kind besser zu verstehen und gezielt zu unterstützen. Gleichzeitig sensibilisiert dieses Wissen auch die Mitschüler für die Lebensrealität ihrer Klassenkameraden und fördert Empathie sowie Toleranz. Wichtig ist dabei stets, dass sich die Familie respektiert und wertgeschätzt fühlt. Ein lockeres Kennenlerngespräch, in dem die Fragen nebenbei eingebaut werden, kann den Grundstein für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit legen.